KONGO. Stimmen der Selbstermächtigung
Es war eine Reise, die anders verlief, als ursprünglich geplant – und genau darin liegt vielleicht ihre Stärke.
Ursprünglich sollte der Film einem klar definierten Protagonisten folgen. Doch kurz vor der Abreise kam alles anders: finanzielle Forderungen seitens eines bis dahin nicht involvierten Managements und der Versuch, weitreichende Rechte am Film zu beanspruchen, machten eine weitere Zusammenarbeit unmöglich.
Unter diesen Bedingungen konnten wir das Projekt in der ursprünglichen Form nicht realisieren – und mussten neu denken.
Ein neuer Blick, ein anderer Anfang
Statt einer einzelnen Geschichte traten nun viele Stimmen in den Vordergrund. Wir begegneten Menschen aus ganz unterschiedlichen Lebensrealitäten im Kongo: Ärzten, Künstlern, Geistlichen, Geflüchteten, Landwirten und Studierenden.
Menschen, die ihr Leben selbst gestalten – in einem Land voller Gegensätze, voller Probleme, Würde und Hoffnung.
Gemeinsam mit Kameramann Jens-Tibor Homm, der schon zahlreiche Dokumentarfilme realisiert hat, suchten wir nach den blinden Flecken im europäischen Blick auf Afrika. Wir wollten verstehen, was hinter den Schlagworten liegt, die oft unseren europäischen Diskurs bestimmen: Hilfe, Entwicklung, Armut, Hoffnung.
Die Lebenswirklichkeit ist vielschichtig. Sie ist geprägt von Eigeninitiative, Stolz und der Fähigkeit, inmitten großer Unsicherheiten und Hürden neue Wege zu gehen.
Zwischen Projektion und Begegnung
Europa spricht seit Jahrzehnten über Afrika – in Zahlen, Strategien, Hilfsprogrammen. Doch selten hört es wirklich zu.
Diese Reise ist ein Versuch, zuzuhören. Nicht nur als Beobachter, sondern als Gegenüber auf Augenhöhe.
Wir filmten in Krankenhäusern, Hilfsprojekten und landwirtschaftlichen Kooperativen, in der Akademie der Schönen Künste in Kinshasa, auf den Straßen, auf dem Land und bei Familien. Überall begegneten uns Menschen, die ihre Zukunft nicht abwarten, sondern gestalten. Dies trotz teils widrigster Umstände.
An dieser Stelle geht mein besonderer Dank an die Caritas Oberösterreich und Andrea Fellner, die es uns noch spontan ermöglicht hat, das so lange geplante Projekt trotz der kurzfristigen Umbrüche doch noch umzusetzen.
Ein Film und ein Bildband über Würde und Selbstbestimmung
Aus dieser Reise entstehen sowohl ein Dokumentarfilm als auch ein Bildband. Beide folgen keinem klassischen Entwicklungsnarrativ.
Sie erzählen von Menschen, die sich nicht über ihr Leid definieren, sondern über ihre Kraft. Sie zeigen Zukunftsperspektiven – trotz der großen Probleme. Und sie stellen die Frage:
Was können wir in Europa von jenen lernen, die trotz widrigster Umstände Würde, Kreativität und Gemeinschaft leben?
Wir werden noch zwei weitere Interviews in Österreich bzw. dem deutschsprachigen Raum aufnehmen – und dann geht es an den Schnitt des Films sowie die Arbeit am Bildband.
Mein Fazit
Diese Reise in den Kongo war ein unglaublich emotionales Ereignis.
Trotz der vielen Hürden vor der Abreise hat sich im Nachhinein alles zum Guten gewendet – ein Wendepunkt im wahrsten Sinne des Wortes.
Was bleibt, ist Dankbarkeit – gegenüber all den Menschen, die uns ihr Vertrauen geschenkt haben. Und gegenüber den Menschen, die uns – wenn auch teilweise nur für kurze Zeit – an ihrem Leben haben teilhaben lassen.
Und das Bewusstsein, dass wirkliche Veränderung im Zuhören, im Kleinen, im Miteinander, im gegenseitigen Sehen und im Respekt beginnt.